Joachim Ullrich
Musiker – Komponist – Hochschullehrer

Über mich...

Meine Laufbahn als aktiver Musiker begann, als ich in der ersten Klasse der Grundschule (die damals noch „Volksschule“ hieß) zusammen mit meinen Klassenkameraden vor die –zugegebenermaßen etwas krude – Wahl gestellt wurde, entweder am Religionsunterricht teilzunehmen oder aber Blockflöte zu spielen.
Bis heute weiß ich nicht, was die Schulleitung damals zu diesem Angebot bewogen hat oder was sie damit bezweckte. Dennoch haben einige, darunter ich, den Blockflötenunterricht gewählt, wohl in der Annahme, Musik zu machen sei zumindest weniger öde als Religionsunterricht. Rückblickend muss ich feststellen, dass diese Annahme sich als unzutreffend herausstellte. Nichts, aber auch wirklich gar nichts kann die Ödnis mehrerer von Kindern im Grundschulalter gespielten Blockflöten übertreffen, auch nicht Religionsunterricht... Wie dem auch sei, dieses frühe Kapitel meiner musikalischen Karriere endete jäh nach dem Auslaufen des soeben beschriebenen Modellprojekts und ich verlebte durchaus glückliche und „normale“ Jugendjahre, die dominiert wurden von Fußball und Tischtennis, und in denen Musik keine Rolle spielte.
Dies änderte sich schlagartig, als ich 16 wurde und im Fernsehen die Schmonzette ”Die Benny Goodman-Story” sah. Ich war absolut überwältigt!
Dabei war die Musik eher nebensächlich. Was mich vielmehr restlos überzeugte, war die Tatsache, dass Benny Goodman mit Hilfe seiner Klarinette die Frauen rumkriegte – so zumindest die Erzählung im Film. Die Entscheidung war gefallen. Ich ging zur Musikschule und meldete mich zum Klarinettenunterrricht an.
In der Musikschule wurde mir zunächst unmissverständlich klar gemacht, dass man zunächst das Instrument ”richtig”, also in klassischer Manier lernen müsse, bevor überhaupt daran zu denken war, so etwas wie Jazzmusik zu spielen, Erst Jahre später vertraute mir mein damaliger Klarinettenlehrer - er war Klarinettist bei den Niederrheinischen Symphonikern - unter dem Siegel der Verschwiegenheit an, auch er habe ”damals” (ich weiß bis heute nicht, was er damit genau meinte) ab und an Unterhaltungsmusik gespielt - auf dem Saxophon.

Foto: Michael Heupel

Wie dem auch sei - ich machte Fortschritte auf der Klarinette und begann 1976 ein Musikstudium in Köln. Erst da dämmerte mir so langsam, dass die Klarinette zum Frauenrumkriegen ein denkbar ungeeignetes Instrument war. Da eine Gitarre - das ultimative Mittel - nicht zur Hand war und ich auch gar nicht wusste, wie man die bedient, lieh ich mir ein Saxophon aus.
Mit dem Saxophon kam der Jazz - zunächst in Form obskurer Jugend Big Bands, später dann in professionellen Bands bis hin zur Kölner Saxophon Mafia und der Kölner Jazz Haus Big Band, wo ich meine ersten zaghaften Schritte als Composer/Arranger unternahm.
Ich schmiss in der Folge:
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das Musikstudium (nicht ohne Versagensgefühle, die mich auch heute noch... aber das gehört nun wirklich nicht hierher) und
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mich in das Musikmachen.
Dabei ist es bis heute geblieben – allerdings mit langen Ausflügen in die Hochschullehre (Professuren an der Johannes Gutenberg Universität Mainz und an der Hochschule für Musik und Tanz Köln) und in die Kulturpolitik (Initiative Kölner Jazzhaus, Stadtgarten Köln, Offene Jazz Haus Schule Köln, Mitglied der Hochschulleitung an der HfMT Köln)
P.S.: Das Gitarrespielen habe ich dann kompetenteren Kolleg*innen überlassen