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Meine Laufbahn als aktiver Musiker begann, als ich in der ersten Klasse der Grundschule (die damals noch „Volksschule“ hieß) zusammen mit meinen Klassenkameraden vor die –zugegebenermaßen etwas krude – Wahl gestellt wurde, entweder am Religionsunterricht teilzunehmen oder aber Blockflöte zu spielen.

Bis heute weiß ich nicht, was die Schulleitung damals zu diesem Angebot bewogen hat oder was sie damit bezweckte. Dennoch haben einige, darunter ich, den Blockflötenunterricht gewählt, wohl in der Annahme, Musik zu machen sei zumindest weniger öde als Religionsunterricht. Rückblickend muss ich feststellen, dass diese Annahme sich als unzutreffend herausstellte. Nichts, aber auch wirklich gar nichts kann die Ödnis mehrerer von Kindern im Grundschulalter gespielten Blockflöten übertreffen, auch nicht Religionsunterricht... Wie dem auch sei, dieses  frühe Kapitel meiner musikalischen Karriere endete jäh nach dem Auslaufen des soeben beschriebenen Modellprojekts und ich verlebte durchaus glückliche und „normale“ Jugendjahre, die dominiert wurden von Fußball und Tischtennis, und in denen Musik keine Rolle spielte.

Hochschullaufbahn

Nachdem ich wie schon berichtet mein Klarinettenstudium erfolgreich abgebrochen hatte, schien das Thema Hochschule für mich endgültig abgehakt zu sein – eine folgenreiche Fehleinschätzung!

Ein Jazzstudiengang in Köln

Es war Jiggs Wigham, ab Anfang der 80er Jahre Leiter des ersten Jazzstudiengangs in Deutschland an der Kölner Musikhochschule und bekennender Saxophon-Mafia Fan, der mich (für mich völlig überraschend) fragte, ob ich nicht an einem Lehrauftrag für Jazztheorie, Gehörbildung und Ensembleleitung interessiert sei. Ich war – und so begann meine zweite Zeit an einer Musikhochschule.

Das Unterrichten hatte mich wirklich gepackt – nicht nur, dass man es als Hochschullehrer immer eigentlich mit „intrinsisch motivierten“ Menschen zu tun hat (okay – das ist ein klein wenig idealisiert, stimmt aber im Großen und Ganzen) – diese Menschen können auch schon sehr sehr gut spielen und brauchen eigentlich oft nur kleine Stupser in die richtige Richtung.

Und so kam es, dass der anfänglich „kleine“ Lehrauftrag für mich immer mehr an Bedeutung gewann, die Arbeit mich immer mehr auch forderte und ich auch Spaß entwickelte, Studienpläne mitzustricken und mir Strukturen auszudenken.

Daher war es nur folgerichtig, dass ich mich 1992 auf die ausgeschriebene halbe Professur für Jazz-Theorie und Ensembleleitung bewarb – und sie auch bekam! 😊

Ein kurzer Abstecher...

Im Jahr 2000 trat dann die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz an mich heran mit dem Angebot, den noch sehr in den Kinderschuhen steckenden Jazzstudiengang zu leiten und weiterzuentwickeln. Dies war jetzt – das muss ich wirklich so krass sagen - eine ganz andere Nummer – ganze Professur, Studiengangsleitung, hochschulpolitische Interessenvertretung etc . etc. Die Musikausbildung an der Uni Mainz war zu dieser Zeit organisiert als Fachbereich innerhalb der Universität  - also nicht als eigenständige Musikhochschulausbildung und dementsprechend schlug man sich mit Physikern, Germanisten und Sozialwissenschaftlern (und den *innen) ums Geld und um Einfluss – eine unglaubliche Lernplattform 😊.

Ich erinnere mich noch sehr genau an die Fassungslosigkeit eines Kollegen aus der Sozialwissenschaft, als er erfahren musste, dass die Regelform des Hauptfachunterrichts in der Musikausbildung Einzelunterricht ist – angesichts von Hörsälen mit über 600 Zuhörer*innen ja eine durchaus nachvollziehbare Irritation, aber die Anekdote legt eben auch Zeugnis davon ab, auf welch unterschiedlichen Planeten wir damals unterwegs waren.

Wie dem auch sei, als Lernfeld in Sachen strukturelles Denken und Handeln, in Sachen harter Interessenvertretung aber eben auch ich Sachen vernetztes Denken und fächerübergreifender Projekte war die Johannes Gutenberg Universität für mich ideal - und als dann 2004 die Kölner Musikhochschule mir ein Angebot machte, was ich wirklich nicht ablehnen konnte, war ich gut gerüstet...

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Bilder: CHRISTIAN NIELINGER FOTOGRAFIE

Ich griff also zu!
Köln war damals schon das Nonplusultra an Jazzausbildung und die Jazzszene in der Stadt war einzigartig – anregend, aufregend, wachsend, lebendig und vielfältig. Stadtgarten, Loft und eine Menge anderer Venues machten Köln zum Mekka dieser Musik – da konnte man nicht Nein sagen.

Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mit der Leitung des Jazzstudiengangs  (zusammen mit meinem geschätzten Freund und Kollegen Dieter Manderscheid) inhaltlich und strukturell Vieles so zu gestalten wie ich es für eine zeitgemäße Ausbildung -immerhin ja in Sachen Kunst!!! -für nötig und richtig hielt. (Dazu aber nicht nur dazu gibt es einen netten Poscast mit Michael Rüsenberg)

Die letzten 12 Jahre meiner Hochschultätigkeit verbrachte ich dann neben meiner Professur für Jazzkomposition und Ensembleleitung im Amt des Prorektors für Internationales und interne Kommunikation – will sagen, im Büro am Schreibtisch, am Computer, in endlosen Sitzungen.

Die Musik hat definitiv darunter gelitten – das Saxophonspielen habe ich eingestellt – zu groß war der Frust, ungeübt und unter Form auf der Bühne herumzuhampeln, aber das Komponieren konnte ich eher ausbauen  - das geht ja auch nachts, zur Unzeit, am Rechner oder am Keyboard mit Kopfhörern – und so bin ich dann immer mehr zum Composer/Arranger mutiert…

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